Die Welt ist böse, und schuld sind „BWL-Schweine“ und Lakaien, der Erzfeind sitzt im Institut für Politikwissenschaft, und „die Bevölkerung“ befindet sich im „Klassenkampf“. Wir dokumentieren die neueste theoretische und gesellschaftsanalytische Glanzleistung von hallischen Linken, die „Nacht für Nacht“ Sabotageaktionen verüben und Unigebäude abbrennen wollen (ja, kein Witz):
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Es ist wohl nicht zu vermeiden, dass einem all diejenigen, denen die Verhältnisse stinken, und denen das Elend anderer Menschen nicht egal ist, erst einmal sympathisch erscheinen. Und doch sollte man immer genau hinsehen… Jeder Juso ist, so scheint es, in der Analyse von Kapitalverhältnis und der Rolle der Universitäten in diesem weiter, als dieser Haufen (von der Repression der Rechtschreibregeln terrorisierter) Opfer dieser „kranken Institution“ Universität. Diese „Anarchisten“ (hätten sie doch nur ein Buch darüber gelesen) sind die andere Seite der Medaille, und genauso unreflektierte Produkte der herrschenden Verhältnisse, wie die von ihnen in ihrer pseudorevolutionären Selbstüberschätzung vermessen angegriffenen „gehirngewaschenen Studierenden“.
Beschreibt die Formel „Soldaten töten Unschuldige ohne Gnade“ tatsächlich die letzten Jahre des deutschen Einsatz im Kosovo, oder müsste die Kritik da nicht ganz woanders ansetzen?
Erklären „die Politikwissenschaftler“ wirklich, dass es gut ist, wenn Castordemonstranten zusammengeknüppelt werden, oder geht nicht ein zutiefst bürgerlicher, rot-grüner Haufen dort auf die Straße, der Teil des Ganzen ist? Welche Parteien beschlossen (zum Thema Soldaten) den ersten Angriffskrieg von deutschem Boden nach 45? Was wollen die „Wendländer“, außer eine saubere Heimat? Rütteln sie an den sozialen Verhältnissen?
Milionen Menschen hungern aufgrund der brutalen Auswirkungen des globalisierten Kapitalismus, der jedoch nicht im geringsten daher seine Wirkung entfaltet, weil „bekloppte BWL-Schweine“ irgendwo spekulieren. Wie soll man den Kapitalismus kritisieren (geschweige denn angreifen), wenn man von Akkumulation noch nie etwas gehört hat und das Kapital nicht für ein Buch von Marx sondern eine Riege von „BWL-Schweinen“ hält?
Tausende Studierende tragen sich in Kontrollsysteme ein, jagen credit points, biedern sich für unbezahlte Praktika an. Das ist übel, aber eben auch zu erklären. Dafür braucht man aber Begriffe, um zu analysieren und dann zu kritisieren, und Bildung. Und so ambivalent es auch sein mag, meistens haben diejenigen, die das Bildungssystem am deutlichsten und konsequentesten kritisieren, dieses vorher durchlaufen, und dieses überschüssige Moment muß man anerkennen. Die Universität, die Bücher – wer diese zerstören oder gar abbrennen will, hat in Folge gar nicht mehr die Möglichkeit, dafür zu streiten, sie zu öffnen und allen den Zugang zu ihnen zu ermöglichen. Diese Destruktionswut ist regressiv.
Wer von Zucht und Gehirnwäsche redet, sieht nicht, dass es hier nicht um aktiv und passiv, um gut und böse geht. Es ist doch gerade zu fragen, weshalb die Studierenden selbst gar nicht kritisch denken wollen, warum sie in den Seminaren sogar kritische Impulse von DozentInnen – ja, eben – ablehnen, warum sie oft „nicht so viel Theorie“ machen wollen.
Wer von Klassenkampf, Sabotageaktionen und Kampf redet, von reaktionären Institutionen und BWL-Schweinen, der ist in grauen Vorzeiten bei irgendwelchen aktionistischen Sponti-Gruppen hängengeblieben, die theoretisch und praktisch schon lange bankrott sind. „Alles zu zerschlagen“, was für ein Reflex, die eigene Ohnmacht wird durch sinnlose Gewalt überdeckt, sinnlos gegen eine Institution angerannt, die man gleichzeitig „sabotieren“ und „abbrennen“ will, um dann doch „in ihr geistige und materielle Freiheiten“ zu erkämpfen. So wirr, so affektgesteuert, so blindwütig, so unreflektiert – dieses Revoltieren ist nichts als regressiv. Und bereits die Sprache, das Vokabular, gibt von der zugrundeliegenden Empathielosigkeit Ausdruck.
Hallelujah. Kapitalismuskritik tut Not. Mehr denn je.
So ganz von der Hand zu weisen, ist das ganze aber nicht.
Richtig. Irgendwo ist der Kern Wahrheit. Und zwar, dass die Universitäten Teil des falschen Ganzen sind. Aber wer in Deutschland Klassenkampf sieht, und denkt, durch das Abbrennen von Unigebäuden etwas im progressiven Sinne zu verändern, und sich einer empathielosen und menschenverachtenden Sprache bedient, die gesellschaftliche Produkte und Charaktermasken als „Schweine“ bezeichnet, und persönlich für Elend und Gewalt verantwortlich macht, ist in seinem blinden und personalisierten Aktionismus, in dem er ausgerechnet gegen die ambivalente Institution der Universität losschlägt, eher Faschist, als Anarchist. Bei allem Verständnis.
gratuliere zur x-ten enttarnung eines linken FASCHO!
„So wirr, so affektgesteuert, so blindwütig, so unreflektiert – dieses Revoltieren ist nichts als regressiv.“
Darum geht es und nicht um die Enttarnung von LINKEN als FASCHOS.
Vielen Dank für die Blumen, gerne wieder.
P.S.: Dass ich da jetzt schon versucht habe, auf die Gründe für diese meine Aussage zu verweisen, dass ist Dir nicht so aufgefallen, stimmt’s?
dumm auch, wenn man beim plakatieren von aufrufen zu militanz und sachbeschädigung so dermaßen deutlich macht, wer man ist und zu wem man gehört.
na die haben den wenigstens! andere quasseln gscheit (von ambivalenz) die milliardenfachen opfer des kapitalismus weg.
dann leiste sie doch statt hier einen auf begründungslos-aber-umso-phrasenhafter einen auf obergscheidling zu machen. nimm doch mal den text auseinander. außer ein paar fragen und ein paar phrasen kam da ja noch nichts.
ne ordentlich begründete kritik ohne szenephrasen – ja, auch die werden in obigem text brav bedient – würde denen vllt sogar was bringen. aber darum geht’s ja nicht, oder?
@umwerfilei aka lahamacun: Ersteinmal finde ich es schön, dass du seit Jahren auf diesem Blog rumtrollst. Vielen Dank für diese kontinuierliche Leserschaft.
Des Weiteren, warum sollte man hier den Text ausführlich auseinandernehmen oder gar eine Kritik/Analyse entgegenstellen, wo der Text doch wenig bietet, womit man sich eingehender auseinandersetzen sollte? Da an anderer Stelle inhaltliche Auseinandersetzungen gelaufen sind und laufen, genügte es hier, den Text lediglich als Kuriosität zu dokumentieren unter dem Motto ‚Aus allem nichts gelernt‘. „Denen“ würde es gar nichts bringen, da sie nur durch bauchlinke Affekte, 70er-Jahre K-Gruppen-Analysen und Ressentiment gegen alles, was nach Theoriearbeit riecht, geleitet sind.
Ja und vor allem dumm, daß andere durch diese peinlich schlechten Aktionen mitreingezogen werden bzw. gefährdet sind, wenn die Repressionsorgane tätig werden. Richtig dumme Aktion.
Wie wir gerade gesehen haben, wurde zur Tat geschritten – der Altpapiercontainer vor dem Politikinstitut in Halle wurde niedergebrannt. Offensichtlich wird mit der Tat auf die Verstrickung des dualen Systems in die Spekulationen der BWL-Schweine hingwiesen. „Altpapier ist Kapitalismus“ heißt die Devise. Zwecks Agitation der Massen haben die unbekannten AnarchistInnen auch ein deutliches „Generalstreik“ an den Türen des Instituts hinterlassen. Das ist Konsequenz, das ist die Revolte! Es lebe hoch, hoch!
Das Hallesche Sympathisantenumfeld
P.S. Da Studierende ja nicht streiken können (sie schaden durch fernbleiben niemandem außer sich selbst und sind nicht Teil eines zu sabotierenden Produktionsprozesses, zudem als zukünftig zu Verwertende schon jetzt vor oder während ihrer Ausbildung beliebig ersetzbar), richtet sich der Aufruf wohl an die Lakaien und Speichellecker Prof. R. und Dr. K. und ihre KollegInnen??
Bitten um Klarstellung im ersten Kommunique!
Weitere Berichte aus dem Krisengebiet (gerne mit Foto) erwünscht!
Warum müssen sich eigentlich immer ausgerechnet die Spinner_innen selbst als Anarchist_innen bezeichnen?
das fragt jetzt nicht ausgerechnet einer von der fau halle, ne? habt ihr schizos sie noch alle oder was?
Wer_in denn sonst?
@insider
da wüsste ich ja schon gerne, worauf sich dein insider-wissen so bezieht?
Wäre er noch Insider, wenn er eben dieses Insiderwissen preisgäbe? Wie dem auch sei, ich glaube, in Halle und insbesondere bei der FAU wissen schon alle Interessierten, wie er das meint.
vielleicht nicht. interessieren würde mich aber trotzdem, was die fau da so schizophrenes plakatiert haben soll…
Hier hat niemand behauptet, dass die FAU irgendwas plakatiert hat. Kauf dir die Intouch oder die Bunte, wenn du an Szene-Klatsch interessiert bist.
blogsport ist die intouch der linken szene. ich dachte, grade du wüsstest das.
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